Goethes Deduktive Methode

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) ist uns vor allem als Literat, Dichter, Dramaturg, Romancier und Kritiker bekannt. Er war jedoch ebenso Naturforscher, Wissenschaftler und verfasste in dieser Eigenschaft mineralogische, osteologische, optische und botanische Studien. Er entdeckte die von Aristoteles entwickelt deduktive Methode wieder und verhalf ihr zur Akzeptanz als wissenschaftliche Methode allgemeiner Gültigkeit. Rudolf Steiner verlegte als erster das komplette naturwissenschaftliche Werke Goethes und entwickelte die “Goethesche Methode” (Goetheanismus), die in der Anthroposophie angewendet wird.

Wer mit wissenschaftlichen Methodologien nicht vertraut ist, dem sagen die Begriffe Deduktive Methode und Induktive Methode vielleicht wenig. Der vorliegende Artikel bietet deshalb alle notwendigen Informationen zum Verständnis der zwei grundlegenden Denkweisen der Wissenschft.

Ihm liegt besonders die von Goethe in seinen SCHRIFTEN ZUR NATURWISSENSCHAFT erweiterte deduktive Methode zu Grunde. (In spanische: TEORÍA DE LA NATURALEZA, Madrid : Technos, 1997 – Estudio e tradución de Diego Sánchez Meca).

Von den beiden in der Wissenschaft existierenden Denkweisen (der deduktiven und der induktiven) ist Erstere diejenige, die vom Allgemeinen ausgeht und auf das Detail schlieb t. Ausgehend von der Gattung gelangt man zur Spezies. Wenn alle Prämissen wahr sind, so muss auch die Schlussfolgerung wahr sein. In den Prämissen sind alle wesentlichen Informationen enthalten und die Schlussfolgerung wird somit eine reine Formalität, d.h. alle notwendigen Informationen der Schlussfolgerung waren implizit bereits in den Prämissen enthalten. Es gibt zwei Arten von “Ableitungen”: die unmittelbaren Ableitungen, also Axiome, d.h. wahre Aussagen, die nicht bewiesen werden müssen. Beispiel: “Der Mensch denkt”. Und es gibt die mittelbaren Ableitungen. Diese benötigen eine Argumentationskette, die zur Schlussfolgerung führt. Diese letzte Form der Ableitung wird üblicherweise sowohl in der Wissenschaft als auch im Alltag angewendet. Ein Beispiel: Ein Patient beklagt Unverträglichkeit von Milch, Blähungen, Koliken, Halitus, sauren Stuhl, etc. Dies sind die Argumente. Also liegt, so die Schlussfolgerung, “fermentative Dispepsie” vor.

Nachdem man vom Allgemeinen auf das Besondere geschlossen hat (deduktive Methode), kann man auch den umgekehrten Weg gehen und vom Einzelnen auf das Ganze schlieb en. Diese Methode bezeichnet man als induktive Methode. Bei der “aristotelischen Induktion” (auch “formale” oder “vollständige Induktion” genannt) ist jedoch lediglich eine Strukturierung bzw. eine genauere Beschreibung dessen beabsichtigt, was eigentlich schon bekannt ist. Beispiel: Im Fall des oben genannten Patienten kann mittels genauer Untersuchungen festgestellt werden, ob sich aus dem fermentativen Prozess bereits eine Darmentzündung oder eine andere schwerere Krankheit entwickelt hat. Daher umfasst die deduktive Methode zwei Möglichkeiten: die eigentlich deduktive Methode und die induktive Methode. Bei Ersterer geht man vom Ganze aus (im Beispiel die Physiologie) mit dem Ziel, zu einer Schlussfolgerung zu gelangen (deduktiver Weg). Daraufhin untersucht man ein Detail, um den Vorgang besser zu verstehen (induktiver Weg). Daher ist der “deduktive” Prozess unverzichtbar (sozusagen die “Mutter”), während der “induktive” Prozess (sozusagen der “Sohn”) lediglich einen kleinen Bestandteil davon darstellt.

Im Laufe der Zeit hat sich die induktive Methode jedoch von ihren deduktiven Ursprüngen gelöst und sich auf die Naturwissenschaften spezialisiert. Sie wurde ab dem 17. Jahrhundert von lorde Francis Bacon (1561-1626) in dessen Werk “Novum Organum” und von Bacons Zeitgenossen Monsieur René Descartes (1596-1650) in dessen Abhandlung “Von der Methode” systematisiert. Diese Methode, die sich selbst als “deduktiv” bezeichnet, arbeitete jedoch mit eigentlich induktiven Argumenten. Wie bereits gesagt, handelt es sich bei dem “induktiven Prozess” um eine “Spezialisierung” der “deduktiven” Regeln Aristoteles’, bei der sich das Interesse zunächst nur auf eine Einzelheit konzentriert. Bei der Induktion geht man also von einer begrenzten Zahl bekannter Fakten aus, die man als gültig erkennt und überträgt diese Fakten auf alle analogen Fälle, obwohl diese noch nicht einzeln untersucht worden sind. Dieses Vorgehen bezeichnete Bacon als “verstärkende Aktion” der induktiven Methode, mit der man von der extrapolaren Einzelheit zum Universalen gelange. Das heib t, wenn eine Substanz X entdeckt wird, so wird “angenommen”, also “induziert”, dass sie das wichtige Bindeglied für den Zusammenhang, für das Ganze, darstellt. Diese Methode herrscht heute in den Wissenschaften vor, wenn der Versuch unternommen wird, alle Zusammenhänge eines bestimmten Universums (des Kosmos, des menschlichen Körpers oder der Natur) mit Hilfe einer neu entdeckten Substanz zu erklären. Das wäre in etwa so, als habe man in einem Kreuzworträtsel ein Kästchen ausgefüllt und wolle damit das ganze Rätsel lösen, also vom Detail auf das Ganze schlieb en. Auf diese Weise schafft man wahre “Scheinphantasien” über dieses Ganze, und formuliert Axiome bzw. Hypothesen, die den Charakter von Dogmen annehmen, aber nicht der Wirklichkeit des Ganzen entsprechen, sondern nur “jener Einzelheit”, die entdeckt wurde. Ein Beispiel: Laboruntersuchungen ergeben, dass unser Patient an Laktoseunverträglichkeit leidet. Dies bedeutet jedoch nur die Unfähigkeit, Laktose zu verdauen. “Angenommen” wird aber, dass sich diese Unverträglichkeit auf “alle” Kohlenhydrate bezieht.

Diese “Aufspaltung” in induktive Methode und deduktive Methode (des “Sohn” ist der “Mutter” sozusagen über den Kopf gewachsen) sorgte dafür, dass die globale Sicht auf die Kräfte, die in der Natur wirken, verloren ging. Aus diesem Grund wurden die “kausalen Elemente” durch das “Transzendente”, das geistig nicht Erfassbare, ersetzt. Dieses wissenschaftliche Dogma wurde von Herr Immanuel Kant (1724-1804) errichtet und wird bis heute befolgt. Heute geht man sogar so weit, folgende absurde Aussage zu treffen: “Das, was eine wissenschaftliche Theorie von einer unwissenschaftlichen unterscheidet, ist die Möglichkeit der wissenschaftlichen Theorie, falsifiziert werden zu können, d.h. sie muss empirisch widerlegt sein”. Der Autor dieser Formulierung ist sir Karl Popper (1902-1994), der das “Kriterium der Falsifizierbarkeit” geprägt hat. Das bedeutet, dass die Erkenntnis als solche nicht mehr zählt, denn es genügt, den Falsifizierbarkeitstest zu machen, um den “Fehler” der Aussage (oder der Untersuchung) zu identifizieren. Nach dieser Feststellung geht man dann einfach vom Gegenteil aus, das “annähernd richtig” ist und durch Auschluss des Falschen akzeptiert wird. Aus diesem Grund konzentriert man sich in der Statistik auf den Zweck, eine korrelative Studie anzufertigen. Korrelation heib t, zwischen zwei Variablen eine quantitative Beziehung herzustellen, die jedoch, obwohl eine solche Verbindung suggeriert wird, nicht ausreichend begründet werden kann, um die Existenz einer funktionalen Abhängigkeit zu beweisen. Dies kann am Beispiel des von der Schulmedizin (1955) eingeführten Zufallsprinzips (Randomisierte Studie) gezeigt werden, bei dem eine bestimmte Anzahl von Patienten in zwei Gruppen aufgeteilt wird. Den Patienten einer Gruppe wird ein echtes Medikament verabreicht, den anderen nur ein Placebo (falsche Medikament). Auf diese Weise misst man innerhalb der beiden Testgruppen die therapeutische Wirkung allopatischer Medikamente. Die Schulmedizin (oder allopatische Medizin) verfährt also nach der korrelativen, zufallsabhängigen, induktiven, empirischen Methode.

Es besteht kein Zweifel daran, dass die induktive Methode ihren Anwendungsbereich in der Naturwissenschaften gefunden und sich dort auch bewährt hat. Die spektakuläre Entwickung der Hochtechnologien (hi-tech) hat unsere Kultur, unsere industrielle Gesellschaft und vor allem die Medizin geprägt. Es wurden neue Medikamente entwickelt, mit denen viele Krankheiten besiegt werden konnten. Doch hat sich diese technisch-materialistische Sicht auf den Bereich der “lebenden” ausgeweitet, und darin besteht der gravierende Fehler. Denn ihre einseitige Nutzung erweist sich als unvollständig, beschränkt sich auf das Experimentieren (Empirismus), auf wenige analysierte Elemente und auf die quantitative Analyse (Korrelation). Selbst bei einer grob en ausgewogenen Probe aller möglichen analysierten Fälle gelangt man nur zu einer hohen korrelativen Wahrscheinlichkeit. Deshalb ist die Schlussfolgerung – selbst wenn ihre Prämissen wahr sind – wahrscheinlich, aber “nicht notwendigerweise” wahr. Die Schlussfolgerung entspricht bei dem Versuch, sie in das Gesamtbild zu fügen, nicht immer den Erwartungen, da die Untersuchung vom Einzelnen, vom Fragment ausging, um dann zu verallgemeinern. Beispiel: Der Arzt, der sich darauf beschränkt, Untersuchungen auzustellen (wie im genannten Beispiel), in der Hoffnung, diese würden das Problem schon klären, “induziert” bereits im vorhinein eine Antwort auf seine Frage (es muss so sein!). Entspricht das Ergebnis der bereits induzierten Antwort, ist es also positiv (z.B. in Form von Bakterien), so wird er das richtige Medikament verschreiben können, aber er wird die Ursache des Übels nicht herausfinden, schlieb lich stellen die Bakterien nur eine Folge dar. Wenn andererseits die Untersuchungen keine Ergebnisse bringen, so ist der Arzt ratlos. Ein allgemeineres Beispiel: Auf den Galapagos-Inseln im Pazifik leben Finken. Abhängig von der Region, den klimatische Unterschieden und der Ernährung haben diese Finken unterschiedliche Schanabelformen entwickelt, um sich ihrer Umwelt besser anzupassen. Für Doctor Charles Darwin (1809-1882) und für die heutige Wissenschaft bedeutete diese Anpassung eine Entwicklung “unterschiedlicher Spezies” (tatsächlich?), wie den kleinen Grundfink, den grob en Grundfink, den Kaktusfink, den Spechtfink, etc. Der gleiche Anpassungsprozess kann auch bei Pflanzen beobachtet werden, die z.B. vom Gebirge ins Flachland verpflanzt werden. Sie verändern die Struktur ihrer Blätter, werden deshalb aber nicht zu einer anderen Art. In diesen Fällen ist auch gar keine Artveränderung notwendig, sondern eben lediglich eine Anpassung an die veränderten Umweltbedingungen. Goethe betont in seinem Aufsatz “Analysis und Synthese”: “Es ist nicht genug, dab wir bei Beobachtung der Natur das analytische Verfahren anwenden, (…) sondern wir haben auch eben diese Analyse auf die vorhandenen Synthesen anzuwenden, um zu erforschen, ob man denn auch richtig, ob man der wahren Methode gemäb zu Werke gegangen”.1 Doch wie sieht diese “wahre Methode” zur Beobachtung der Natur aus?

Goethe behauptet, dass “DAS BESONDERE NIEMALS ALS MODELL FÜR DAS GANZE DIENEN KANN”. Schon allein diese Aussage ist ein deutlicher Ausdruck für seine deduktive Sicht.

“Zwei Forderungen entstehn in uns bei Betrachtung der Naturerscheinungen: die Erscheinungen selbst vollständig kennenzulernen, und uns dieselben durch Nachdenken anzueignen. Zur Vollständigkeit führt die Ordnung, die Ordnung fordert Methode, und die Methode erleichtert die Vorstellungen. Wenn wir einen Gegenstand in allen seinen Teilen übersehen, recht fassen und ihn im Geiste wieder hervorbringen können, so dürfen wir sagen, dass wir ihn im eigentlichen und im höhern Sinne anschauen, dab er uns angehöre, dab wir darüber eine gewisse Herrschaft erlangen. Und so führt uns das Besondere immer zum Allgemeinen, das Allgemeine zum Besonderen”.2 Goethe ist auch davon überzeugt, dass “die Materie nie ohne Geist, der Geist nie ohne Materie existiert”.3

An anderer Stelle betont er, “dab ich die unmittelbare Anwendung [also “Axiome”, wie haben gesehen] eines Versuchs zum Beweis irgendeiner Hypothese für schädlich halte. (…) Ich habe in den ersten zwei Stücken meiner optischen Beiträge eine solche Reihe von Versuchen aufzustellen gesucht, die zunächst aneinander grenzen und sich unmittelbar berühren, ja, wenn man sie alle genau kennt und übersieht, gleichsam nur Einen Versuch ausmachen”.4 Diesen Höhepunkt auf dem deduktiven mittelbaren wissenschaftlichen Weg bezeichnet er als “Erfahrung höheren Ranges” oder “Intuition”. Um auf diese Ebene der Erkenntnis zu gelangen, muss der Untersuchende: 1) von der Beobachtung des Phänomens mittels der Sinnesorgane ausgehen. 2) die eizelnen Bestandteile des Problems analysieren (“erkennen, berechnen, messen, wiegen”). 3) den wichtigsten Schritt der ganzen Erfahrung vollziehen: die Idee der Inhalte ausarbeiten (was Goethe als “Kontemplation” bezeichnet), so dass sie mit dem äub erlichen Phänomen kongruent ist. Kurz: Intellekt und Idee werden als “intuitive Erkenntnis” bezeichnet (wie Rudolf Steiner hat gesagt). Erkenntnis hat dabei mit dem “Intellekt” (Ego) zu tun und intuitiv mit den “Ideen” (Ich). Diese beiden mentalen Prozesse (der Seele und des Geistes) müssen innerhalb des physischen Körpers vereinigt sein. Es ist die Dreifaltigkeit in der Einheit, was man als aristotelischen Monismus bezeichnen kann. Zitat Goethe: “Herr Dr. Heinroth (…) spricht von meinem Wesen und Wirken günstig, ja er bezeichnet meine Verfahrensart ale eine eigentümliche: dab nämlich mein Denkvermögen gegenständlich tätig sei, womit er aussprechen will: dab mein Denken sich von den Gegenständen nicht sondere”.5

GOETHES DEDUKTIVE METHODE

“Beobachten”“erkennen, berechnen, messen, wiegen”“entdecken, erfinden, kontemplieren”
SinnesorganeIntellektIdee
Physischer KörperPsyche (oder Seele)Ich (oder Geist)
ErkenntnisIntuitive

Wie funktioniert dieser Prozess? Wir durchlaufen ihn in vielen Situationen unseres Alltags, ohne uns dessen bewusst zu werden. In der Klinik beispielsweise beobachten wir einen Patienten und beginnen dabei, “intellektuell” mittelbare Ableitungen zu entwickeln, d.h. wir bekommen eine Vorstellung von der Krankheit, die sich hinter seinen Daten Verbirgt. Wir wenden diese Methode auch bei der Diagnose des seelischen Zustandes eines Patienten durch “therapeuthisches Malen” an. Dabei fertigt der Patient ohne Vorgaben mit den drei Grundfarben (rot, blau und gelb) drei Bilder an. Auf der Grundlage dieser drei Bilder nehmen dann Ärtzte, Psychologen und Therapeuten folgende drei deduktive Schritte vor: Zunächst betrachten sie das Bild. Dann berichten sie über das, was sie sehen, also über den Einsatz der Farben, Linienführung, Raumausfüllung, etc. Während dieses Prozesses des “intellektuellen Berichtens über das, was zu sehen ist”, beginnt sich in unseren Gedanken die Vorstellung davon zu entwickeln, was in dem Patienten vor sich geht. Natürlich bedarf eine solche Analyse einiger Vorkenntnisse. So setzt sich ein Bild aus drei Teilen zusammen, gemäb der drei organischen Systeme, die daran beteiligt sind, nämlich das neurosensorische System, das rhythmische System und das metabolische System. Interessant ist dabei, dass diese Vorstellung, die “idee” in den Gedanken nach diesem ganzen intellektuellen Prozess entsteht, die Idee “wächst” also einfach beim Denken. Wenn man dann eine “Vorstellung” vom Ganzen hat, greift man erneut zum Intellekt zurück, um eine genauere Analyse der genannten Merkmale vorzunehmen und um dadurch “wahrscheinliche Hypothesen” darüber aufzustellen, wie der seelische Zustand den Körper beeinflusst. Anhand farbiger Darstellungen Wissenschaftler erfüllen dabei zutiefst “moralische” Empfindungen, denn sie sind in die innerste Sphäre eines Individuums vorgedrungen.

Für den Mediziner, der sich direkt mit “lebenden Organismen” auseinandersetzt, bleibt daher die alles entscheidende Frage: Muss die Medizin als induktive Wissenschaft betrachtet werden, in der man technisch-empirisch-induktive Argumente benutzt, oder muss sie als “medizinische Kunst” betrachtet werden, in der nur der deduktive Charakter erhalten bleibt? Die Antwort lautet: es bedarf einer wissenschaftlichen Methodologie, die sowohl den menschlichen als auch den technologischen Aspekt berücksichtigt. Dies ist nur möglich, wenn man das “Ganze” mittels der deduktiven Methode betrachtet, denn diese umfasst, wie dargelegt wurde, sowohl die Deduktion als auch die Induktion. Es war Goethe, der die Gedanken Aristoteles’ weiterführte, wie die folgenden abschlieb enden Worte zeigen: “Die Bedächtlichkeit nur das Nächste ans Nächste zu reihen, oder vielmehr das Nächste aus dem Nächsten zu folgern, haben wir den Mathematikern zu lernen”.6 Und an einer anderen Stelle heib t es in seinen Schriften: “Denn hier wird nicht nach Ursachen gefragt [also eine “platonische frage”, sage ich], sondern nach Bedingungen, unter welchen die Phänomene erscheinen”.7

Die aristotelische Methode vereint also das Deduktive und das Induktive in ihrem wissenschftlichen Gebäude ebenso wie Goethes Methode (Goetheanismus) die Intuitive Erkenntnis, wie hier dargelegt wurde. Es sind dies demnach zwei Begriffe, die den gleichen wissenschaftlichen Prozess bezeichnen. Dieser umfasst “die Ursache und die Teile”, also das “Ganze”.

(1) GOETHE. Die Schriften zur Naturwissenschaft. Leopoldina-Ausgabe. Elfter Band. Aufsätze, Fragmente, Studien zur Naturwissenschaft im Allgemeinen. Weimar : Hermann Böhlaus Nachfolger, 1970, S. 301.

(2) GOETHE. Gedenkausgabe der Werke, Briefe und Gespräche. Band 16. Naturwissenschaftiche Scriften. Erster Teil. Zürich : Artemis, 1949, S. 863.

(3) GOETHE. Werke. Hamburger Ausgabe. Band 13. Naturwissenschaftliche Schriften. München : Deutscher Taschenbuch, 1998, S. 48.

(4) Ebd, S. 17f.

(5) Ebd, S. 37.

(6) Ebd, S. 18.

(7) GOETHE. Die Schriften zur Naturwissenschaft. Leopoldina-Ausgabe. Elfter Band. Aufsätze, Fragmente, Studien zur Naturwissenschaft im Allgemeinen. Weimar : Hermann Böhlaus Nachfolger, 1970, S. 40.

Dr. med. Antonio Marques
Dipl.Übersetzer Stefan Feihl

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